Heike von Heike’s Stadtgeflüster hat zur Blogparade „Dürfen sich nur unter 30-jährige als “Digital Natives“ bezeichnen?” aufgerufen. Sie möchte, dass wir uns fragen, ob denn nur 30-jährige als Digital Natives zu bezeichnen seien und ob es eine Altersbeschränkung für Social-Media-Aktivitäten gebe. Gerne beteilige ich mich an dieser Parade:

Rein definitionsgemäß, Heike gibt hier eine Altersgrenze von 30 Jahren an, gehöre ich zu den Digital Immigrants. Was versteht man denn genau man unter den Natives und Immigrants?
Die Digital Natives sind Menschen, die mit dem Internet, Computern, Handys, MP3-Playern etc. aufgewachsen sind, während die Digital Immigrants erst als Erwachsene damit in Berührung gekommen sind. Deshalb geht man davon aus, dass die Digital Natives intuitiv mit diesen Medien umgehen, während die Digital Immigrants sich das Wissen zunächst aneignen müssen.
Heike stellt nun dazu einige Fragen, die ich nun beantworten möchte:

Gibt es eine Altersbeschränkung für Social-Media-Aktivitäten?
 Oder sollte es eine Altersbeschränkung geben?

Aus meiner Sicht gibt es keine Altersbeschränkung, so lange eine Person das Tippen an einem Gerät mit Internetzugang beherrscht. Ich kenne einige Menschen um die 60, die den Umgang mit Sozialen Medien besser beherrschen als manch 20-Jähriger. Auch kenne ich viele Menschen unterschiedlichen Alters, die damit nichts zu tun haben wollen und sich deshalb natürlich auch nicht damit auskennen. Aus diesen Gründen sollte es auch keine Altersbeschränkung geben.

Sind nur junge Leute, ich gehe da mal von unter 30-jährigen aus, in der Lage gute Social-Media-Strategien zu entwickeln?

Hier sage ich ganz klar nein. Um eine Social-Media-Strategie zu entwickeln, muss man seine Zielgruppe kennen. Zudem sollte man redaktionelle Fähigkeiten mitbringen, aber auch Know-how im Marketing und der Kommunikation besitzen. Wenn man all diese Dinge gebündelt in die Strategie einbringen möchte, braucht es viel Erfahrung und ja, auch Lebenserfahrung. Hier sind dann eventuell die Ü30-Leute die geeigneteren.
Außerdem sollte der Social Media-Stratege auch die technischen Besonderheiten der einzelnen Plattformen kennen. Diese muss man sich erarbeiten, was vom Alter unabhängig ist, so lange man des Lernens fähig ist.
Gleichzeitig sollte die Sprache an die Ziel-Altersgruppe gerichtet sein. Hier ist es schwierig, wenn ein 20-Jähriger eine Gruppe von 40-jährigen ansprechen soll und umgekehrt.

Beherrschen die über 30-jährigen die Social-Media-Sprache nicht mehr?

Social-Media-Sprache ist keine Frage des Alters. Sie ist eine Frage des Begreifens. Wenn ich als Social-Media-Nutzer nicht so schreibe, dass mich meine Follower bzw. Fans verstehen, mache ich etwas falsch. Das erlebe ich aber in allen Altersgruppen. Wenn ein Twitter-Support-Account oder eine Facebook-Seite die User siezt, frage ich mich immer, ob das „Social-Media-Du“ nicht bis zu ihnen durchgedrungen ist. Gerade über Facebook verbreiten sich oft Satire-Beiträge. Hier erlebe ich immer häufiger, dass insbesondere die U30-Gruppe diese nicht verstehen.
Es ist also wichtig, die Sprache der Zielgruppe und der Plattform anzupassen und das ist keine generelle Frage des Alters.

Glaubt ihr, dass Facebook nur etwas für Jugendliche ist?

Vielleicht kenne ich zu wenig Jugendliche, aber der Anteil der unter 30-Jährigen in meinem Facebook-Privatprofil ist nicht so hoch, wie der in meinem Alter oder älter. Selbstverständlich kann das daran liegen, weil ich überwiegend Kontakte in meiner Altersgruppe habe, das glaube ich aber nicht, da ich insbesondere durch Kontakte zu Fans der Kölner Haie doch auch jüngere Menschen kennenlerne.
In letzter Zeit geisterten einige Artikel zum Thema „Jugendliche sind nicht auf Facebook, sondern nur noch bei Whatsapp“ durch die Medien. Auch das halte ich aber für falsch. Ich denke, Facebook ist etwas für alle Altersgruppen.

Welche Altersgruppe sollte Twitter, google+, Pinterest & Co. nutzen?

Die Antwort darauf ist einfach: Jede.

Könnten sich Jung und Alt nicht ergänzen in diesem Aufgabenfeld?

Selbstverständlich. Ich finde sogar, ein Social-Media-Team wird umso besser, um so ausgeglichener die Altersstruktur ist. Dadurch kommen unterschiedliche Meinungen und damit auch immer unterschiedliche Ideen zustande. Gerade in der Betreuung von Sozialen Medien kann das nur hilfreich sein.

Fazit

Ich sehe das mit den Digital Natives und Digital Immigrants so: Es gibt immer Eingeborene, die sich mit ihrem „Land“ eventuell gar nicht so identifizieren, wie man es glauben würde. Gleichzeitig gibt es Zugereiste, die so angepasst sind, dass man sie eigentlich schon als Native ansehen sollte.
Social Media-Betreuung und/oder Nutzung ist also definitiv keine Frage des Alters, sondern eine Frage der Erfahrung und des Willens, sich damit auseinanderzusetzen.
Deshalb: Ich fühle mich als sehr gut integrierter Immigrant. So gut integriert, dass Heike mich doch glatt den Natives zuordnen wollte… 😉 Ob ich mich deshalb ebenso als Digital Native bezeichnen darf? Rein nach Definition wohl nicht.