Als traditionsbewusste Kölnerin müsste ich ja eigentlich gegen alles sein, was aus Düsseldorf kommt. Ich mache da zwei Ausnahmen (eventuell sind mir wenige andere zum Zeitpunkt dieses Artikels nicht bewusst): Die Toten Hosen und … Kraftwerk.
Nach so vielen Jahren durfte ich dabei sein, bei meinem ersten Kraftwerk-Konzert. Ich gebe zu: Ich kenne nicht alle Stücke von Kraftwerk. Aber ich mag die Musik und zolle Respekt gegenüber einer Band, ohne die es keinen Synthie-Pop, keinen Elektro-Funk und auch kein Techno geben würde.
Sie waren die Vorreiter der elektronischen Musik, haben angefangen, als von mir noch keine Rede ware. Immer wieder begegneten mir in meiner Jugend Stücke von Kraftwerk, die ja auch meine absolute Lieblingsband Depeche Mode beeinflussten.
Als bekannt wurde, dass die Karten für diese besonderen Konzerte in der Düsseldorfer Kunstsammlung in den Vorverkauf gehen würden, war für uns klar, dass wir dabei sein mussten. Es war nicht leicht. Wie der Vorverkauf ablief, kann in meinem Artikel „War das jetzt ein Shitstorm? – Betrachtung zum Kraftwerk-Vorverkauf“ nachgelesen werden.
Konzertreihe „Der Katalog – 1 2 3 4 5 6 7 8“
Im Rahmen der Konzertreihe stellten Kraftwerk an acht Abenden jeweils eines ihrer Musikalben vor, teilweise auch mit zwei Auftritten pro Abend.
Freitag, 11. Januar 2013: Autobahn (1974)
Samstag, 12. Januar 2013: Radio-Aktivität (1975)
Sonntag, 13. Januar 2013: Trans Europa Express (1977)
Mittwoch, 16. Januar 2013: Die Mensch-Maschine (1978)
Donnerstag, 17. Januar 2013: Computerwelt (1981)
Freitag, 18. Januar 2013: Techno Pop (1986)
Samstag, 19. Januar 2013: The Mix (1991)
Sonntag, 20. Januar 2013: Tour de France (2003)
Wir entschieden uns für Techno Pop (wie viel Glück wir hatten, berichtet der Artikel zum Vorverkauf – s.o.). Beim Einlass erhielten wir die für die Show benötigten 3D-Brillen. Bemerkenswert ist hier noch, dass die Personalausweise für die personalisierten Tickets tatsächlich kontrolliert wurden.
Pünktlich um 20 Uhr betraten die vier Musiker die Bühne. Und das Hinüberlaufen zu ihren Pulten war auch fast die einzige Bewegung, die man von ihnen während des Konzerts zu sehen bekamen. Klar bedienten sie ihre Synthesizer (ich hoffe, sie taten es, man konnte nämlich von meinem Standort nicht wirklich sehen, was für Geräte sie dort vor sich hatten), aber sonst ließen sie hauptsächlich die Musik in Verbindung mit der tollen 3D-Show auf den Zuschauer wirken.
Das Konzert war wirklich klasse. Klar habe ich erwartet, dass die Musik und die Show gut sein würden, was mich aber darüber hinaus überzeugte, war die Soundqualität. Ich habe selten ein Konzert erlebt, bei dem die Bässe und Höhen derart gut ausgesteuert waren. Die Lautstärke war genau richtig, kein Gedanke an Ohrstöpsel, wie man vielleicht bei elektronischer Musik vermuten würde.
Sie spielten sowohl Stücke des Albums Techno Pop, als auch die größten Hits ihrer Karriere. Die Stimmung war super, wenn auch aus meiner Sicht erstaunlich wenig getanzt wurde. Nach exakt zwei Stunden verließen Kraftwerk ihre Geräte, verbeugten sich und verließen die Bühne. Zugaben gab es keine, was aber nicht schlimm war, weil sie wirklich zwei Stunden durchgespielt hatten und ja noch ein weiteres Konzert auf sie wartete. Ja, sie haben um Mitternacht das gleiche Konzert nochmals gegeben.
Unterhalb der Galerie folgen noch die Setlist und eine kurze Anmerkung zur Parksituation an der Kunstsammlung.
Konzertfotos Kraftwerk – Techno Pop
Noch eine kleine Anmerkung zu den Fotos: Da ich nur mit einer Kompaktkamera fotografiere (mit einer Spiegelreflex-Kamera kommt man zu Konzerten nur mit Akkreditierung…), sind die Fotos je nach Beleuchtung eh nicht immer scharf. Hier nicht wundern, dass es noch „schlechter“ ist: Die Show war in 3D! 😉
Bilder anklicken zum Vergrößern. Esc-Taste oder Kreuz klicken zum Beenden die Gallerie-Ansicht.
Setlist
- Boing Boom Tschak
- Techno Pop
- Musique Non Stop
- Electric Café
- Der Telefon Anruf
- House Phone
- Sex Objekt
- Autobahn
- Geigerzähler
- Radioaktivität
- Trans-Europa Express
- Schaufensterpuppen
- Die Roboter
- Spacelab
- Das Model
- Neonlicht
- Die Mensch-Maschine
- Nummern
- Computerwelt
- Computerliebe
- Heimcomputer
- Tour de France 1983
- Tour de France 2003
- Expo 2000
- Planet der Visionen
Quelle der Setlist: Eigene Erinnerungen und http://www.setlist.fm/
Parksituation
Das Parkhaus Kunstsammlung ist eine Katastrophe. Die Parklücken sind selbst für einen VW Polo sehr eng. Nein, ich hatte keine Probleme beim Einparken bzw. Ausparken (nur falls irgendwelche Männer jetzt meinen, es läge daran, dass ich eine Frau bin). Nein, man kam einfach nicht mehr ins Auto. Wenn dann zudem noch der BMW-Fahrer des Nachbarparkplatzes unmöglich parkt….
Für die Ausfahrt habe ich eine Dreiviertelstunde gebraucht, mein Mann mindestens nochmal eine halbe Stunde länger (Wir waren leider mit zwei Autos dort, weil wir zeitlich knapp aus zwei unterschiedlichen Richtungen angereist sind ). Das Problem war, dass nicht nur wir rausfahren wollten, sondern die Zuschauer für das Nachfolgekonzert (an dem Abend waren zwei) auch noch reinfuhren.
Es ist zudem unverständlich, warum es bei einem solchen Veranstaltungsort keinen vergünstigten Tarif gibt.
24. Februar 2013 um 21:21
Im Mai werden sie damit wohl in Tokio und Sydney auftreten.
In Sydney spielen sie sogar im weltbekannten „Opera House“.
(Dessen Dach an eine Art gefächerte Muschelschale erinnert)
31. Januar 2013 um 10:44
Hallo,
habe gerade mit großen Interesse die Feedbacks zu den Konzerten von Kraftwerk gelesen. Ich war auf dem Konzert Tour de France. Jetzt will ich euch erzählen, warum ich dort war. Ich habe die Entwicklung von Kraftwerk während all der jahre nicht wirklich verfolgt, wollte aber unbedingt ein Konzert sehen, weil ich besonders Ralf aus meiner Jugend kenne. Ich war bei dem 1 Konzert dabei, das sie in Aachen im Audimax gaben. Ich war glaube ich 15 und habe mich gewundert, wie selbstbewusst man so schräge Klänge aus Instrumenten herausholen kann, denen ich damals kaum zuhören konnte. Die Leute verließen reihenweise das Audimax und ich fragte Ralf, ob das ihr Ernst sei. Für mich klang das damals alles völlig schräg. Daß aus dieser Gruppe die Vorreiter der technomusik wurde, war damals nicht absehbar. Außerdem bestand auch kaum Gefühl für diese Art von Musik, auch mein Verständnis von Musik war völlig beschädigt. Später übernahm ich die Wohnung von Ralf in Aachen, er ging nach Düsseldorf und ich hörte erst wieder von Kraftwerk, als die ersten Hits kamen wir Autobahn oder du bist ein Modell usw. Mittlerweile war wohl Florian aus der Gruppe ausgestiegen, der doch eher der ruhige Vertreter in der Gruppe war und andere Bandmitglieder kamen dazu. Ralf war damals schon sehr überzeugt von dieser Musikrichtung. Womit ich damals überhaupt nicht umgehen konnte, war dieser abstrakte, teilweise völlig unrytmische Musikstyle, er tat mir fast weh in den Ohren. Nun bei ihrem Konzert, lieber Ralf, ich habe eine Menge Geld bezahlt, um euch nochmal zu sehen;), empfand ich das völlig anders. Ich war faziniert von den Klängen, die ihr diesen Geräten, die ihr da bedientet, entlockten. Hit wie Autobahn, die ich nur von der Platte kannte, waren ausgefeilt und jeder Ton stimmte, die Soundqualität war perfekt und die Show zeitgemäß, auch wenn ich teilweise mit der Bombadierung der Bilderreihenfolge etwas überfordert war.Muss wohl mein Alter schuld sein:) Ich verstehe eigentlich erst heute, daß ihr konsequent die damals angefangene Richtung weiterverfolgt habt und sowas von perfekt ausgearbeitet habt, daß auch eigentlich nichts mehr von euren Anfängen übriggeblieben ist, sondern daß ihr mit dieser abstrakten heute doch sehr melodisch klingende Musik auf den Zahn der zeit gefühlt habt und die entwicklung dorthin schon lange vorher erkannt habt, bevor ich es überhaupt fassen konnte. Nun mein Sohn, heute 27 ist, ist absoluter Technofreak und kennt euch besser als ich. So lieber Ralf, falls du dies hier liest, liebe grüße an dich, ich war viel zu müde, um noch den Kontakt mit dir zu suchen, das Konzert war etwas spät für mein Alter:), der Plastiksessel, der in deiner Wohnung stand und den ich von dir übernommen habe, muss noch in irgendeinem Keller dümpeln und heute kann ich ja stolz sein, daß ich ihn noch habe:)
Gabi aus Aachen
23. Januar 2013 um 10:18
Auch dir danke für deinen Kommentar!
Wirklich schade, für alle, die keine Karte bekamen. Man kann nur hoffen, dass sie die Konzertreihe nochmal wiederholen. Blu-ray wär natürlich echt toll, wäre dann aber wohl ne 3D-Veröffentlichung. 🙂
Zum Glück haben wir ja bis dahin zumindest den akustischen Genuss von CDs…
23. Januar 2013 um 10:06
Moin, Moin, wie man bei uns im Norden zu sagen pflegt.
Ein sehr interessanter Bericht, der mich zumindest gedanklich ein wenig dabei sei ließ. Ich hatte leider
nicht das Glück, eine Karte zu bekommen.
Aber jetzt konnte ich wenigstens mal eine Blick
in die Grabbe-Halle werfen.
Ich kenne Kraftwerk seit ich zwölf und ein Keks
war. Meine erste Schallplatte war „20 Number One Hits“
von K’Tel. Die zweite direkt von Kraftwerk. Autobahn
als Doppel-LP. Unter anderem mit dem Frühwerk
„Ruckzuck“. Ja, ich komme schon wieder ins Schwelgen.
Wie auch immer. In der Hoffnung das sich die „Menschmaschinen“ nochmal in Deutschland blicken lassen und eine „1 2 3 4 5 6 7 8“ – Live 3D – Blue Ray – Reihe
veröffentlichen, werde ich hin und wieder eine CD einlegen
und mich an den Klängen erfreuen.
Gruß von Kai aus Varrel bei Bremen
22. Januar 2013 um 13:26
Die Liste ist auf keinen Fall vollständig.:-)
21. Januar 2013 um 15:00
Und selbst diese Liste war wahrscheinlich nicht vollständig… 😉
Danke für’s Feedback!
21. Januar 2013 um 14:29
Einen gelungenen Bericht haben Sie geschrieben. Ich war beim Mitternachtskonzert. Dieses 5. Mal für mich war visuell der beste „Gig“.
Soundtechnisch habe ich schon die Stones, Phil Collins, Michael Jackson,
Paul McCartney, Kiss, Sting, Chuck Berry u.a. beim Konzert vernommen.
Alle kamen nicht an den Klang von Kraftwerk heran.
Hier noch mal zur Veranschaulichung Kraftwerk-Einfluss von A-Z:
Afrika Bambaata, ABC, Air
David Bowie, Blondie, Bloodhound Gang
Coldplay, The Cranberries, Camouflage, Chic
Destiny`s Child, Daft Punk, Depeche Mode, Devo
Erasure, Eurythmics, Brian Eno
Franz Ferdinand
Marvin Gaye
Herbie Hancock
Ideal
Michael Jackson, Elton John, Joy Division
Kraftklub, Klangwerk
Laibach
Madonna, G. Moroder, Kylie Minogue
New Order
OMD
Prince, Pet Shop Boys
Quintorigo
Red Hot Chilli Peppers, R.E.M, Radiohead, Rammstein
Will Smith, Siouxie And The Banshees, Snap
Talking Heads, Trio, Thompson Twins, Timberland
U2, Ultravox, UB 40
Visage
Robbie Williams
X-Men
Neil Young, Yellow Magic Orchestra
Jay Z