In einem Meeting mit @A_Christofori und @KretschmerB kamen wir auf das Thema Kommentare in Blogs.
Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Blogs, die noch am Anfang stehen zeigen oftmals nur eine geringe Kommentar-Anzahl auf, während die großen damit zu kämpfen haben, dass Spam- und Troll-Kommentare eine Administration des Blogs zu einem Fulltimejob-Job machen.
Auf Netzpolitik.org wurde die Überlegung veröffentlicht, die Kommentarfunktion komplett abzuschalten und die Community zu Lösungsvorschlägen aufgerufen, da die Administration der Kommentare unverhältnismäßig viel Zeit in Anspruch nimmt. Die ersten Ergebnisse wurden im folgenden Artikel veröffentlicht: Kommentarkultur neu entwickeln.
Da dieses Thema aus meiner Sicht bei Netzpolitik.org schon ausreichend diskutiert wird, möchte ich in diesem Artikel auf den zweiten Aspekt zurückkommen: Warum haben manche Blogs so wenig Kommentare, obwohl die Besucherzahlen gar nicht so schlecht sind?
Ich habe in unserer Diskussion einfach mal bei mir selbst angesetzt. Ich lese viele Blogartikel und teile diese auch oft in den sozialen Medien. Kommentare schreibe ich aber seltener. Warum?
Es gibt einen Grund, der aber relativ selten vorkommt: Ich muss mich vorher registrieren oder via Twitter/Facebook/Google einloggen. Ich möchte mich aber nicht überall registrieren oder meine Spuren bei Drittanbietern hinterlassen.
Aber warum schreibe ich so selten etwas, wenn dieses nicht nötig ist? Ich habe festgestellt, dass ich bisher meistens nur dann kommentiert habe, wenn ich der Meinung war, auch wirklich etwas Kreatives beitragen zu können. Ein einfaches „toller Artikel“ war mir irgendwie zu banal.
In der Diskussion legte ich aber gleichzeitig dar, dass ich mich selbst auch über solche Kommentare freue. Schließlich schreibt man die Artikel ja auch, weil man möchte, dass andere diese interessant finden. Das erfährt man aber viel zu wenig, weil diese Hemmschwelle, die ich da feststellen musste, anscheinend auch bei anderen besteht.
Deshalb habe ich für mich beschlossen, dass ich zukünftig auch solche Kommentare hinterlasse. Schließlich sollen die Blogger wissen, dass ich den Artikel toll fand. Auch, wenn ich vielleicht nicht „Gefällt mir“ anklicke oder den Artikel teile…
Welche Gründe habt ihr, warum ihr wenig kommentiert?
Wer schließt sich mir an? Wer schreibt zukünftig auch mehr Kommentare?
Update
24.08.2012
Das Thema „Kommentare“ nimmt nun seinen Weg durch’s Netz. Hier ein weiterer Artikel zur Thematik: Jan Eggers (eggers-elektronik.de): Wir brauchen dringend neue Kommentarsysteme! (Oder ein Wunder.)
Was ich jedoch an den Kommentaren zum Artikel nicht verstehe: Wie kann jemand ernsthaft vorschlagen, die Kommentarfunktion komplett zu schließen? Das nimmt jedem Blog oder Magazin jegliche Möglichkeit der Interaktion, was für mich einen Rückschritt zum Web 1.0 bedeutet.
26. August 2012 um 23:23
Früher war mehr Lametta… und auch mehr Kommentar. Im Blog. Aber da haben wir uns auch noch nicht die Köppe heißgetwittert und auf Facebook die Meinung gesagt. Da war alles noch viel zentralistischer hübsch ordentlich zueinander sortiert: Blogroll, Feedreader, Kommentarfunktion = Blogs dienten dem Networking genau so wie der viralen Verbreitung von Diskussionen, weil ein Thema „damals“ noch von Blog zu Blog sprang…
Heute? Mein Tweet zum Link zum Blog-Post ist mein Kommentarersatz – und hinterlässt ähnlich wie mein FB-Like je nach Widget wenigstens noch einen Fußabdruck im Blog…
Sei’s drum. Wenn die Frage ist, wie es um unsere Diskussionskultur im Netz bestellt ist, ob wir eigentlich wirklich noch miteinander debattieren können oder ob wir alle mittlerweile Netz-ADHS haben und nur noch narzistisch vor uns hinblubbern, weil: Webreputation, Webreputation und nochmals Webreputation…!?! (Nein, ich habe keinen Alkohol getrunken! 🙂
Ich selbst wünsche mir oftmals mehr Aufeinander-eingehen in Blogs, mehr Aufeinander-beziehen – und das geht übers Kommentieren hinaus, meint das Weiterbloggen eines Themas, zu dem ich in einem Blog eine Anregung bekommen habe (dafür sollte ja auch mein BlogSprint gut sein, um genau dieses Sich-aufeinander-beziehen wieder zu stärken).
Ich sag auf jeden Fall an dieser Stelle DANKE für den Kommentar, den Jasmin gerade parallel in meinem Blog hinterlassen hat, während ich dies hier schrieb…
Liebe Grüße
Dörte
26. August 2012 um 22:04
Vielen Dank für die zahlreichen Kommentare. Ihr scheint zu diesem Thema ja wirklich mehr zu sagen zu haben als ein einfaches Dankeschön. 😉
Bisher habe ich übrigens meinen Vorsatz (fast) durchgehalten, Artikel auch zu kommentieren. Bisher geht es mir gut damit.
26. August 2012 um 22:01
Tja, was soll ich sagen? Ich bin auch kommentarmuffel, weil ich meist wenig zu ergänzen habe. Wenn mir ein Artikel gefällt, neige ich eher dazu, den Link zu twittern, als ein inhaltsloses „gut geschrieben“, „interssanter Inhalt“ oder so etwas zu hinterlassen. Da frag ich mich dannn doch, was das bringt? Also demjenigen, der das geschrieben hat? Ich muß jetzt echt erstmal drüber nachdenken, wie ich Kommentare in meinem eigenen Blog sehe. Hm.
24. August 2012 um 14:46
Hallo Jasmin,
schön, daß Du so schnell unser Thema vom Dienstag in einen Blogbeitrag umgesetzt hast und schön, daß Du damit auch ganz schnell nette Kommentare bekommen hast. Das Thema „Kommentarkultur“ finde ich – wie Dienstag schon erwähnt – sehr wichtig. Aufgrund der großen Spannbreite zwischen „kleineren“ und „neueren“ Blogs auf der einen Seite (die sich praktisch über jeden Kommentar freuen) und „größeren“ bzw. „bekannteren“ Blogs (die sich zunehmend mit negativen Kommentaren/Kommentarschlachten auseinandersetzen müssen) sehr breit. Eine „Lösung“ für alle Blogs wird es wohl nicht geben, aber wir können gemeinsam daran arbeiten, unsere Vorstellung einer „Kommentarkultur“ zu verwirklich.
Wesentlich finde ich dabei folgende Fragen:
– Will ich mich inhaltlich mit Fragen/Anmerkungen/Kritik meiner LeserInnen auseinandersetzen?
– Was würde ich auf keinen Fall irgendwo schreiben/schreiben wollen?
– Worüber würde ich mich freuen, wenn ich es als Kommentar in meinem Blog lese?
Ein kurzes Lob oder ein kurzer Dank im Sinne von „schöner Beitrag, interessantes Thema“ ist für mich nicht banal – im Gegenteil, ich freue mich darüber und ich denke auch, daß ein Lob oder ein Dankeschön zum Schreiben neuer Beiträge motivieren kann.
In diesem Sinne: danke für den Beitrag und schön, daß Du dieses wirklich interessante Thema aufgegriffen hast!
Gruß aus Wuppertal
Astrid
24. August 2012 um 11:58
Hallo,
also mit meinem Blog bin ich noch in der „ich freu mich über jeden Kommentar“ Phase. Irgendwie möchte ich ja schon wissen, ob mein Geschreibsel irgend jemand wirklich liest oder nur drauf- und wieder wegklickt. Über eine ehrliche Meinung über den Inhalt freu ich mich noch mehr.
Bei meinen eigenen Kommentaren bin ich auch noch in der Überwindungsphase. Denn eigentlich will ich ja auch nicht nur mit Banalitäten die Blogs „zumüllen“. Außerdem hinterläßt man ja wirklich auch eine schöne Datenspur – da kommt dann eine leichte Parannoia bei mir durch.
Aber du siehst dein Artikel hat zu einem ausgiebigen Kommentar geführt. 🙂
Gruß Simone
24. August 2012 um 11:42
Hey Jasmin,
als eine von denen, die mit dir diskutiert haben, löse ich also nun mein Versprechen ein, öfter selbst zu kommentieren – und nicht nur andere aufzufordern, dies bei mir zu tun. Bei mir ist das aber auch so leicht, da muss man nur vier Buchstaben hinterlassen (m,e,h und r), das reicht völlig. Wer meint, kreativer sein zu müssen, ist selbst schuld…
Ja, dieses dumme Gefühl, kreativer oder cleverer sein müssen, als von anderen erwartet. Ist das nicht schon der Beginn der Selbstsucht? Ich Möchtegern-Mrs-Clever hinterlasse nur ein „Danke für die hilfreiche Info“, das kann doch nicht sein… Oder ist es doch mehr die tief verwurzelte Zurückhaltung, das Unbedürfnis, ständig und überall Spuren zu hinterlassen? Ich horche noch immer in mich, meinen Grund zu finden. Sollte ich ihn gefunden haben, kann ich ihn ja dann überall kommentierend verkünden 🙂
Super Artikel, weiter so!
lg, bk
24. August 2012 um 08:03
Hallo Jasmin,
toller Artikel 😉
Ein Artikel, der ja geradewegs kommentiert werden MUSS. Ich glaube, ein komplettes Abschalten der Kommentare ist erst einmal kontraproduktiv. Möchte man doch die Meinung der anderen hören, sowohl aus der Ecke „toller Artikel“ als auch gegensätzliche Ansichten. Obwohl ich ebensogut nachvollziehen kann, dass Leute, die über sehr persönliche Dinge bloggen, sich letztlich fürs Abschalten entscheiden.
Das selbst wenig kommentieren kenne ich, wobei es auch bei mir meist um das „nichts Kreatives beitragen zu können“ geht. Andererseits freut man sich selbst ja auch über jeden Kommentar. Also Hemmschwelle runterfahren!
LG, Kristine